Interview mit Jörg Süß, Geschäftsführer Süß GmbH

Herr Süß, Ihr Unternehmen ist mit 30 Mitarbeitern der größte Handwerksbetrieb von Waidmannslust. Erzählen Sie doch bitte unseren Lesern, wie es dazu gekommen ist.
Die Zahl muss ich erst einmal korrigieren: Wir waren vor Corona 30 Beschäftigte. Jetzt sind wir nur noch 22. Das Geschäft ist in diesen zwei Jahren erheblich eingebrochen; denn – ganz klar – wer dank Homeoffice sein Auto stehen lässt, läuft weniger Gefahr, in einen Unfall verwickelt zu werden. Und Unfallschäden-Beseitigen ist nun mal unser Metier.
Ja, wie haben wir angefangen? 1990 haben mein Bruder und ich in der Lübarser Straße die kleine Autolackier-Werkstatt, in der wir als Angestellte gearbeitet haben, übernommen. Dann bot sich uns 1994 die Gelegenheit, hier in der Dianastraße die Lackiererei Klammek zu übernehmen und den Betrieb in den folgenden Jahren ständig zu erweitern. Ein weiterer Glücksfall war, dass uns 2008 das Gelände einer ehemaligen Baufirma auf der anderen Seite der Ecke Diana-/Düsterhauptstraße angeboten wurde.
So konnten wir hier die moderne Lackierhalle errichten, so dass wir nun in der Lage sind, sämtliche Karosseriearbeiten durchzuführen. Damit gehören wir heute zu den größten und leistungsfähigsten Fachbetrieben in Berlin.

Wer sind denn Ihre Kunden?
In erster Linie Privatkunden, dann die Autohäuser in Berlin und im Umland. Die können zwar Reparaturen an den Fahrzeugen durchführen, doch verfügen über keine Lackiererei mehr. Daneben sind wir Vertragswerkstatt für 2 Versicherer, die alle reparierbaren Unfallschäden in unsere Hände geben. Bei den Privatkunden kommen nur die zu uns, die wirklich Qualität haben wollen. Denn billig und „schnell mal eben“ – das gibt’s woanders. Und dort mit Sicherheit keine 6 Jahre Garantie! So genießen wir einen exzellenten Ruf in der Branche. 4,8 von 5 Sternen und Auszeichnungen von den Versicherern als beste Werkstatt – ist das nichts? Immerhin haben wir seit 1994 60.000 Reparaturen ausgeführt.

Worauf führen Sie diese hohe Zufriedenheitsquote zurück?
Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen verwenden wir ausschließlich die besten Produkte, die es auf dem Markt gibt, zum anderen werden unsere Fachkräfte bei den Autoherstellern geschult; denn für jedes neu auf den Markt kommende Modell gibt es genaue Reparaturanweisungen. Und die müssen „sitzen“. Da gibt es kein „Herumdoktern“. Damit unsere Kunden während der Reparaturzeit mobil bleiben, stellen wir ihnen kostenlos Ersatzwagen zur Verfügung. Auch das kann nicht jede Werkstatt!

Wie wirkt sich der allgemeine Fachkräftemangel für Sie aus? Das ist schon ein Problem; doch wir sind Ausbildungsbetrieb, und unsere 4 Azubis sind für mich ein hoffnungsvoller Nachwuchs. Zum Glück arbeiten auch mein Sohn Alexander, meine Tochter und mein Schwiegersohn hier, so dass ich für die Leitungsebene und im Kundendienst entspannt in die Zukunft blicke. Ich selbst möchte noch 2022 die Führung in die Hände der nächsten Generation legen.

Sind Sie selbst hier wohnhaft? Welche persönlichen Beziehungen haben Sie zu Waidmannslust?
Ich hätte hier schon gerne gewohnt; doch Sie wissen ja selbst, wie knapp es hier um bezahlbaren Wohnraum bestellt ist. So ist mein Wohnort Hohen Neuendorf geworden. Zuhause fühle ich mich trotzdem nach wie vor in Reinickendorf und eben auch in Waidmannslust, keine Frage.

Was gefällt Ihnen persönlich an unserem Ortsteil besonders?
Das viele Grün, angenehmes Klima, schöne Häuser.

Eine letzte Frage: Was sollte sich hier Ihrer Meinung nach kurz-und langfristig verändern?
Es müsste mehr Wohnraum geschaffen werden, und die finanzielle Unterstützung bzw. Entlastung von Gewerbebetrieben halte ich für sehr wichtig, damit sich hier neue ansiedeln können und die bestehenden nicht ins Umland abwandern.

Vielen Dank, Herr Süß
Das Interview führte Wolfgang Nieschalk.