Ali Cürük hatte die Idee zu diesem Konzept und gründete das Restaurant 2015. Olaf Hellmund ist für das Wohlergehen der Gäste zuständig. Hakan Babacan ist Betreiber und als Küchenchef für die Gäste selten sichtbar.
Das Gebäude, in dem sich das Restaurant Morgenland befindet, ist ja den Waidmannslustern schon lange als ein Ort gehobener Gastronomie bekannt. Können Sie etwas zur Historie dieses Hauses sagen?
Olaf: Ich bin im Berliner Norden aufgewachsen und da gehörte es zu den Gewohnheiten meiner Großmutter, sich mit ihren Freundinnen ab und zu einmal etwas Gutes zu gönnen und dazu gehörte eben auch manchmal ein Besuch im Rockendorf‘s, und ich als kleiner Steppke musste mit. So gesehen kenne ich das Haus schon immer, und das erklärt auch ein bisschen, warum ich an diesem Arbeitsplatz ganz besonders hänge – er gehört einfach zu mir und ich arbeite hier sehr gern mit Hakan und Ali in dieser familiären Atmosphäre. Das Rockendorf ‘s war immer schon eine ganz besondere Adresse. In den frühen achtziger Jahren betrat man das Restaurant noch durch das Souterrain – selbstverständlich nach Voranmeldung. Frau Rockendorf begrüßte und bediente meist im Frack ihr handverlesenes Publikum. Auch für viele französische Gäste der damaligen Zeit war das Rockendorf‘s eine beliebte Adresse, denn Siegfried Rockendorf stand für gehobene gastronomische Ansprüche und erhielt hier in Waidmannslust seinen für Berlin ersten Michelin-Stern.
Eine Adresse für gehobene Gastronomie blieb das Restaurant dann in den folgenden Jahren unter verschiedenen Betreibern, die ihrerseits unterschiedliche kulinarische Schwerpunkte setzten und damit auch unterschiedlich erfolgreich waren. Wie sind Sie nun gerade auf die Idee gekommen, ein Restaurant mit gehobener türkischer Küche hier in Waidmannslust anzubieten?
Ali: Ich wohne ja schon seit 1997 in Waidmannslust, kenne diesen Ortsteil und seitdem bin ich als Gastronom tätig. Ich kenne Olaf und Hakan schon lange und hatte mit ihm schon vorher fast zwei Jahrzehnte lang zusammengearbeitet. Es war von mir ein Wunschtraum, ein Restaurant mit gehobener türkischer Küche anzubieten. Das war sicher neu für den Norden von Berlin. Und das war ein Wagnis, dem ich mich aber gern stellen wollte. Da bot sich dann dieses Haus an, das schon eine Tradition in gehobener Gastronomie mitbrachte. Also gingen wir diese Herausforderung an: Wir wollten so authentisch wie möglich türkisch-orientalisch mit hohem gastronomischem Niveau kochen. Unsere Hingabe an diese Aufgabe sollten die Gäste spüren, denn türkische Küche unserer Qualität gab es im weiten Umfeld nicht. Und so eröffneten wir 2015, und der Erfolg stellte sich dann auch ein. Es entwickelte sich ein zufriedenes Stammpublikum, das nicht selten unser Restaurant auch für Familienfeiern buchte.
Dann kam die Pandemie und Sie mussten für viele Monate schließen. Wie haben Sie in ihrem Unternehmen diese Zeit erlebt?
Hakan: Als das alles 2020 begann, haben wir nicht vermutet, dass dieser Zustand so lange andauern würde. Wir haben aber von Anfang an versucht, aktiv mit dieser Situation umzugehen. Wir haben immer unsere Gäste im Auge gehabt, für die wir durch unseren Lieferservice ein ständiges Angebot bereitgehalten haben. Wir wollten ganz einfach bei unseren Stammgästen im Gedächtnis bleiben. Und ganz besonders hat uns die Welle der Hilfsbereitschaft gefreut, die sich im Kauf von Gutscheinen geäußert hat. Da war ein starker Zusammenhalt spürbar, der sich uns in dieser schwierigen Situation mitgeteilt hat.
Aber haben Sie denn nicht auch staatliche Unterstützung erhalten?
Hakan: Ja, aber diese Unterstützung reichte eben nur für das Allernotwendigste. Das hat insgesamt alles viel zu lange gedauert und dauert noch.
Und jetzt, wo Sie wieder öffnen dürfen, was hat sich verändert?
Ali: Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sich die Menschen wieder alle ins Restaurant trauen. Die Auflagen bleiben im Moment ja weiterhin bestehen, dass jeder Gast, der nicht draußen sitzt, vollständig geimpft sein muss oder einen Test mitbringt.
Olaf: Ja, das ist für uns wirklich weiterhin ein Problem, denn unsere Terrasse ist ja recht klein. Immerhin, wir sind ja froh, dass wir jetzt überhaupt Plätze im Freien anbieten können – die Terrasse gab es im Rockendorf‘s noch nicht. Damit geht es uns jetzt schon besser.
Nun hoffen wir sehr, dass sich die Lage nicht wieder verschlechtern wird und Sie beginnen können, Ihren Blick in die Zukunft zu richten. Was planen Sie in Ihrem Restaurant für die nächsten Wochen und Monate?
Hakan: Wir wollen natürlich weiterhin für unsere Gäste gehobene türkisch-orientalische Küche anbieten – das liegt uns weiterhin sehr am Herzen. Da bleiben wir uns selber treu. Künftig planen wir aber auch, neben unserer klassischen Speisekarte zusätzlich wechselnde saisonale Gerichte anzubieten. Wir wollen auch wie zuvor Familienfeiern und Weihnachtsfeiern ausrichten, wenn es möglich bleibt. Und auch Veranstaltungen wie Lesungen, eine Vernissage oder auch türkische Abende können wir uns durchaus vorstellen und hoffen, sie in nächster Zeit hier für die Menschen in Waidmannslust realisieren zu können.
Und dafür wünschen wir Ihnen viel Erfolg und gutes Gelingen. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
Das Interview wurde am 17. Juni 2021 von Helga Nieschalk von der Initiative Waidmannslust geführt.